Geschätzte Leserinnen und Leser
Heute konnte auch ich mich auf den Bänken der Herberge zu Ruhe setzen, eine Tasse Tee trinken und endlich mit meiner Schreibarbeit beginnen. Das kleine Dorf hier, in welchem wir uns befinden, ist wunderschön und wird durch meine Mitreisenden gerade etwas erweitert und auf den neusten Stand der Architektur gebracht.
Ich hoffe, die Nachricht über mein Verschwinden hat euch nicht zu fest beunruhigt. Gerne hätte ich euch wie üblich die neusten News des Tages gebracht, leider war mein Gehirn durch all die bisherigen Ereignisse etwas vergesslich geworden und so kam es – und das ist mir in meinen zwei Dienstjahren bisher als Journalistin bisher noch nie passiert – dass ich mich zur Ruh’ legte, ohne das Erlebte schriftlich festzuhalten. Ich bin mir aktuell noch nicht so sicher, ob ich wie geplant am Mittwoch wieder zurück bin, oder ob ich meinen Urlaub noch etwas verlängern muss. Ich werde euch allabendlich auf dem Laufenden halten.
Doch kommen wir nun zu den Ereignissen der letzten Tage. Am Sonntag wollte ich eigentlich losreisen, um eine Gartenkonvention zu besuchen, bei welcher die allerschönsten Gänseblümchen und Wiesenkräuter ausgestellt worden wären. Dort wäre es mein Ziel gewesen ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater, ein ebenso passionierter Gärtner wie ich, zu kaufen. Um Reisegesellschaft zu haben, schloss ich mich einer grösseren Gruppe an, und wurde als sie mir erzählten, dass sie auf dem Weg nach Indien sind, dachte ich mir, dass mein Vater bestimmt auch an einer Indigopflanze oder an Tee Freude hat. Auch wenn mir die Reiseleitung etwas suspekt und unvorbereitet vorkam, stieg ich trotzdem mit ihnen in einen Zug, der uns nach Indien fahren sollte.
Unterwegs fiel jedoch einigen aufmerksamen Mitreisenden auf, dass der Zug gar nicht nach Indien fährt und auf Nachfrage stellte sich dann heraus, dass die Reiseleitung dachte, dass man in den Zug einsteigen könnte und dieser dann nach Indien fährt. Dem ist natürlich nicht so. So langsam beschlich ich dann das Gefühl, dass dies ein Scam (engl. für «Betrug») sein könnte. Dennoch blieb ich dabei, denn aus dieser Reise könnte ja auch gut eine Artikelreihe entstehen (ja, ich weiss. Ich soll in meinen Ferien nicht an die Arbeit denken. Aber leider geht das manchmal nicht anders).